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Oliver Neusser
Eigenanbau von Cannabis – Spielraum gewähren statt zu überregulieren
Eigenanbau von Cannabis - Chance statt Gefahr
Der Eigenanbau von Cannabis erlebt mit Blick auf Europa seit vielen Jahren zunehmendes Interesse aus allen Bevölkerungsschichten.
In Zeiten der Illegalisierung in vielen Staaten und der im Schwarzmarkt über die letzten Jahre gestiegenen Gesundheitsrisiken, hat sich parallel durch vereinfachten Informationszugang zum Anbau für viele dies als potentielle Versorgungsalternative ergeben.
Während der Schwarzmarkt CannabiskonsumentInnen nicht nur häufig auch mit anderen (harten) Drogen in Kontakt bringt, lauern seit Jahren neben etablierten stark gesundheitsschädlichen Streckmitteln zusätzlich synthetische Cannabinoide mit Wirkungen bis hin zum Tode mit allgemein hohem Überdosierungsrisiko und unbekannten Langzeitfolgen.
Darüber hinaus ist es vielen wichtig zu wissen, was drinnen ist. Wie viel THC, CBD, CBN …Terpene etc. haben die Leute vor sich? Diese Art von Anbieterinformation wie sie von vielen Breedern/Saatgutherstellern mittlerweile standardmäßig bereitgestellt werden, hat fast kein Dealer am Schwarzmarkt zu bieten.
Es geht um selbstgewählten Verbraucherschutz und Qualität, sei es aus medizinischen Gründen oder rein zum risikoärmeren Freizeitgebrauch, für viele ist der Schwarzmarkt keine Option.
Diese Gruppe der KonsumentInnen stellt dabei jedoch kein gesamtgesellschaftliches „Risiko“ dar, sondern sollte insbesondere solange keine flächendeckende legale kommerzielle Verkaufsstruktur verfügbar, als Mittel zur Eindämmung des Schwarzmarkts nicht noch durch Überregulierung unverhältnismäßig eingeschränkt werden.
In diesem Blogbeitrag beschäftigen wir uns genauer mit dem Thema des Eigenanbau von Cannabis und beleuchten dabei die Hintergründe dazu.
Schwarzmarktrisiken als Beweggrund zum Eigenanbau von Cannabis
Streckmittel die bei CAnnabis verbreitet sind
Seit vielen Jahren schon etabliert wird Cannabis mit diversen, sagen wir dazu konventionellen, Streckmitteln bearbeitet um den Profit der HändlerInnen zu Lasten der Gesundheit etwailiger KonsumentInnen zu steigern.
Darunter unter anderem:
Brix – Flüssigkeit aus Zucker, Hormonen und flüssigem Kunststoff / Haarspray / Mineralische Dünger / Zuckerwasser / Sand / Glassplitter uvm.
Während alleine hier schon großteils das Gesundheitsrisiko erheblich ist, wird neuerdings mehr auf synthetische Cannabinoide/NPS gesetzt um dadurch stärkeres potenteres Cannabis zu imitieren, was oft darüber hinaus noch bearbeitet und/oder gestreckt wurde bzw. aus kostengünstigen CBD Blüten hochpreisiges vermeintlich potentes Cannabis gepanscht wird.
Darüber hinaus fehlt beim Schwarzmarktkauf in der Regel die Produktinformation, wie viel von welchen Wirkstoffen enthalten ist.
Synthetische Cannabinoide bei Cannabis immer verbreiteter
Wie in einem Bericht vom SWR bereits in 2022 gemeldet, wurde dort im Interview bestätigt, dass aktuell steigende Behandlungszahlen bei Cannabis auf die Wirkung von synthetischen Cannabinoiden zurückzuführen sei.
„Waren 2010 noch 12,3 Prozent der Betreuungsfälle wegen Cannabis bei der Suchthilfe, waren es 2020 18,5 Prozent. …
Für diese Entwicklung sieht der Mitautor der Ulmer Uniklinik-Studie, Maximilian Gahr, mehrere Gründe. Zum einen habe der Konsum von Cannabis allgemein zugenommen, vor allem bei den Jüngeren. Zum anderen würden aber auch viele Patienten vermehrt Cannabisprodukte konsumieren, die synthetische Cannabinoide enthalten. Diese seien gefährlich und könnten eher zu psychischen Krankheiten führen, sagt der Mediziner.“
Hohe Strafen für Eigenanbau & Besitz treiben immer mehr KonsumentInnen zu legalen Alternativprodukten wie HHC, THC-P und andere...
Während die Faktenlage zu Cannabis als Medizinal- und Rauschpflanze im Konsens klar darlegt, dass Alkohol in Summe schädlicherer ist, steht der eigengebräuchliche Umgang mit Cannabis von Anbau bis Besitz etc. noch immer unter teils hohen Strafen.
Auch im Rahmen des Cannabisgesetzes scheint es, zumindest dem Referentenentwurf nach, dabei kaum Handlungsspielraum nach in Kraft treten des neuen Gesetzes zu geben für den Eigenanbau, die Abgabe oder den Besitz etc.
Dies und die allgemeine Rechtsunsicherheit im Rahmen des Fahrerlaubnisrechts, welche selbst nach Erhöhung auf 3,5ng als Grenzwert noch immer besteht für viele Konsummuster, treibt aktuell trotz dem neuen Gesetz in Aussicht, viele KonsumentInnen zu legalen Alternativprodukten, darunter:
HHC kommt natürlich nur in geringsten Konzentrationen vor, wird in chemischen Fertigungsverfahren gewonnen aus Cannabinoid Zwischenstufen und zähle ich deshalb klar zu den synthetischen Cannabinoiden.
THC-P wurde erstmals 2019 in einer Studie erwähnt und scheint bis zu 33x stärker zu wirken als Delta9 THC.
Bei anderen Ersatzprodukten, insbesondere schon seit Jahren als „legal highs“ gehandelte Produkte, können teils abseits dessen chemisch weiter entfernt verwandte synthetische Cannabinoide bis hin zu komplett Strukturfremden NPS enthalten sein mit gegebenenfalls unberechenbaren Wirkungen auch aufgrund von Dosierungsschwankungen wenn aufgebracht auf Trägermaterial…
Fehlende Auswahl sowie Informationen zu Wirkstoffgehalt und Wirkung
Ein weiterer Grund der Menschen zur illegalen Eigenversorgung bewegt, ist das üblicherweise fehlen von Produktinformationen wie zu Sorte, Wirkstoffgehalt und Wirkung.
Bei einer Auswahl von mittlerweile tausenden Cannabissorten in allerlei Geschmacks und Wirkungsrichtungen bei Wirkstoffgehalten von THC:CBD in Spannen von ~30 bis 0,5 : CBD bietet der freie Samenmarkt reichlich Auswahl für jeden Zweck, während der Schwarzmarkt in der Regel dem Merkmal „ballert krass“ folgt in Sachen Qualitätsdeklaration.
Schwarzmarktrisiken treiben PatientInnen oft zum Eigenanbau
Anders als von vielen Themenfremden wahrgenommen, gibt es trotz der Einführung vom Cannabis als Medizin Gesetz 2017 noch keine flächendeckende Versorgung von PatientInnen mit Cannabisblüten.
Sei es weil ÄrztInnen aufgrund grundsätzlicher Ablehnung eine Verschreibung von Cannabis als Medizin verwehren oder insbesondere im Rahmen der Kostenübernahme Aufwand und allgemeines Regressrisiko aus Sicht vieler ÄrztInnen noch heute als mehr oder minder großes Hemmnis empfunden werden.
Zwar hat sich über die Jahre im Bereich der Kostenübernahme auch auf Klagewege und anderen Maßnahmen minimal verbessert, so ist es trotzdem für viele PatientInnen nach wie vor nicht möglich die Kostenübernahme zu erhalten.
Selbst bei der Verschreibung von Privatrezepten sind die Hürden oftmals noch hoch und die Akzeptanz der Behandlungsmöglichkeiten mit Cannabis als Medizin gering.
Zwar gibt es im Cannabis Medizinalsektor immer mehr Unternehmungen hin zu medizinischen Kompetenzzentren mit Telemedizin, Cannabisspezialisierungen uvm. dennoch nicht für jeden eine Option.
Nachteil – es läuft in der Regel alles auf Privatrezept und ist entsprechend kostenintensiv.
Bei weitem nicht jeder kann Rezeptkosten von teils mehreren hundert Euro im Monat leisten, so sind anerkannte wie selbstbehandelnde PatientInnen in Eigendiagnose bei allerlei (Alltags)Leiden zur Behandlung auf illegales Cannabis angewiesen.
Da die oftmals gesundheitsgefährdenden Schwarzmarktqualitäten für viele PatientInnen sowahl aus Qualitäts-, als auch wieder aus Kostengründen wegfallen, bleibt Eigenanbau oftmals nach wie vor im Bereich Cannabis als Medizin für viele PatientInnen der einzig gangbare Weg bspw. einer offiziell wirksamen Verschreibung angelehnten Cannabissorte zielgerichtet anzubauen bei ausgeschlossener Verunreinigung.
Qualitätsschwankungen mögen zwar vorhanden sein in Sachen Potenz und genauem Cannabinoidgehalt, wäre aber bei so manch PatientIn der Verzicht ganz auf die Naturmedizin zumutbar bzw. die bessere Alternative? …
Aus diesem und vielen weiteren Gründen sollte die Bundesregierung ein vernunft- & praxisorientiertes Cannabisgesetz erlassen, welches insbesondere den privaten Selbstanbau in sinnvollem Umfang ermöglichen muss, wenn schon Cannabis Anbauvereinigungen im Betrieb für viele unattraktiv und es fraglich ist, inwiefern mit Säule 2 eine zur effektiven Schwarzmarktverdrängung zwingend notwendige flächendeckende kommerzielle Abgabestruktur zur Verfügung stehen wird!
Rechtlicher Hinweis: Der Anbau von Cannabis in Deutschland ist verboten nach aktueller Rechtslage (Stand August 2023!)
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